17. Dezember 2025
Börsenausblick 2026: Herausfordernd, aber auch chancenreich
Für viele Anleger dürfte das Jahr 2025 überwiegend positiv in Erinnerung bleiben, wenngleich die Börse mit der einen oder anderen Herausforderung konfrontiert war. Auch 2026 könnte ein gutes Börsenjahr werden, die Aussichten und die Stimmung unter Investoren machen durchaus Mut. Doch es gibt neue Risiken. Wie sich Anleger strategisch positionieren und welche wesentlichen Risikofaktoren sie genauer im Blick behalten sollten.
Börsenausblick 2026: Herausfordernd, aber auch chancenreich
Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Düsseldorf, 17. Dezember 2025 – Ein bewegtes und unter dem Strich erfolgreiches Jahr für Anleger neigt sich dem Ende zu. Mit Blick auf die großen Indizes haben sich die Märkte gut entwickelt: Der DAX liegt zwei Wochen vor Jahresende rund 20 Prozent im Plus, der MSCI World und Nasdaq 100 schafften auf Euro-Basis etwa einen Zuwachs von acht Prozent. Allerdings war das Jahr auch von Gegensätzen und Unsicherheiten geprägt. Zwar dominierten global betrachtet KI- und Technologiewerte das Geschehen, doch hierzulande stützten vor allem der Bankensektor und die Rüstungsbranche die Kursentwicklung, während die klassische Industrie teils schwächelte. Zudem wurde das Börsenjahr immer wieder von der aggressiven Zoll-, Zins- und Handelspolitik der US-Regierung sowie der kriegerischen Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten überschattet.
Angesichts dieser herausfordernden Gemengelage ist es umso erfreulicher, dass die Aktienmärkte sich überwiegend robust präsentierten. Dass auch das als Inflationsschutz und Krisenversicherung geschätzte Gold mit einem Plus um rund 60 Prozent eine historische Performance gezeigt hat, zeugt davon, dass den Marktteilnehmern die Risiken durchaus bewusst sind. Offenbar sahen Investoren summa summarum aber mehr Chancen als Risiken.
Gute Vorzeichen für das Börsenjahr 2026
Auch für 2026 ist die Wahrscheinlichkeit auf ein gutes Börsenjahr so gering nicht. Zwar dürfte das kommende Jahr ebenfalls Irritationen mit sich bringen und höhere Schwankungen an den Börsen begünstigen, allerdings könnten sich diese künftig in andere Bereiche verlagern und von Investoren anders bewertet werden. Zu einer Neubewertung könnte es etwa im Hinblick auf den Ukraine-Krieg oder den Handelskonflikt zwischen China und den USA kommen. Und beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) könnte die Euphorie um Chiphersteller und Erbauer von Rechenzentren zugunsten von Unternehmen nachlassen, die KI erfolgreich für Produktivitätsgewinne und Kostensenkungen einsetzen. Anleger sollten also zumindest nicht ausschließen, dass die Top-Performer von 2025 eine Bewertungskorrektur erfahren und dafür andere Branchen und Regionen in den Fokus geraten könnten.
Einige Entwicklungen für das kommende Jahr zeichnen sich bereits ab und offenbaren Chancen weit über die Wall Street hinaus. Natürlich verleiht die Zinsfantasie den US-Börsen weiterhin Flügel: Allein der anstehende Führungswechsel bei der Fed nährt die Hoffnung auf zwei weitere Senkungen im Jahr 2026 – zumal erwartet wird, dass ein Kandidat aus Trumps Lager das Ruder übernimmt. Dies passt ins politische Kalkül: Im Vorfeld der wichtigen Midterms im November dürfte die US-Regierung nichts unversucht lassen, um über steigende Kurse und eine starke Wirtschaft die Wähler bei Laune zu halten. Doch auch in Europa könnten sich neue Dynamiken entfalten: So hofft Deutschland darauf, dass sein Konjunkturpaket langsam erste Früchte trägt, während die Länder Südeuropas dank der Mittel aus dem EU-Wiederaufbaufonds ihre wirtschaftliche Stärke weiter festigen dürften.
Geldpolitisch könnte zudem die EZB für Bewegung sorgen: Ein weiterer Zinsschritt nach unten würde die Märkte zwar überraschen, erscheint uns zur Stützung der europäischen Konjunktur jedoch keineswegs ausgeschlossen. Besonders spannend bleiben indes die Emerging Markets: Sie locken nicht nur mit dynamischen Entwicklungen im KI-Sektor, sondern beweisen derzeit auch fundamentale Stärke. Zudem spielt ihnen der aktuell schwache US-Dollar als zusätzlicher Rückenwind in die Karten.
Genügend Gründe für Optimismus
Im Jahr 2026 findet auch der globale Rentenmarkt weiterhin Unterstützung durch eine robuste Weltwirtschaft. Strukturell prägend bleibt jedoch die Entwicklung der Zinsstrukturkurven: Nachdem diese im Jahr 2025 deutlich an Steilheit gewonnen haben, dürfte sich dieser Trend, wenngleich in moderaterem Tempo auch 2026 fortsetzen. Maßgeblicher Treiber ist die hohe Staatsverschuldung in den USA sowie zunehmend in Europa, die ein dauerhaft hohes Angebot an Anleihen am Markt erfordert.
Vor diesem Hintergrund und angesichts historisch niedriger Risikoaufschläge (Spreads) dürfte die Zeit der großen kursgetriebenen Gewinne vorüber sein. Stattdessen dürften sich Investoren verstärkt auf die laufenden Zinserträge (Carry) fokussieren, gewinnen diese stabilen und regelmäßigen Erträge doch gerade in Zeiten ausbleibender Kursgewinne an Attraktivität.
Bestimmend bleiben dabei zwei große Investitionstreiber: Einerseits sorgen Geopolitik und Versorgungssicherheit weltweit für hohe staatliche Ausgaben. Andererseits löst die technologische Transformation insbesondere durch KI einen massiven privatwirtschaftlichen Kapitalbedarf für Infrastrukturmaßnahmen aus. Diese Kombination sorgt für eine anhaltend hohe Finanzierungsnachfrage an den Kapitalmärkten und bietet Anleiheinvestoren attraktive Möglichkeiten.
In der Gesamtschau gibt es für Anleger auf beiden Seiten des Atlantiks genügend Gründe zum Optimismus, da viele Unternehmen bereits gezeigt haben, dass sie auch in einem komplexen Umfeld ihre Profitabilität steigern können. Doch Vorsicht: Anleger sollten damit rechnen, dass angesichts der anhaltenden Unsicherheiten die Volatilität am Aktienmarkt hoch bleibt.
Zudem sollte die Entwicklung des Dollars genau verfolgt werden. 2025 hatte der schwache Dollar deutschen Anlegern, die in US-Werte investiert waren, noch zu schaffen gemacht. Der US-Dollar könnte aufgrund der von US-Präsident Donald Trump vehement geforderten Zinssenkungen durch die Fed – und der Ablösung des bisherigen Notenbank-Präsidenten Jerome Powell durch einen Nachfolger aus dem Trump-Lager im Mai 2026 – weiterhin unter Druck stehen und die Inflation in den USA beflügeln. Die enorm gestiegenen Staatsschulden unter Trump belasten den Außenwert des US-Dollar zusätzlich.
Gold bleibt gefragt, Diversifikation bleibt Trumpf
Angesichts der geschilderten Risiken könnten auch 2026 viele Investoren weiterhin Gold als sicheren Hafen ansteuern. Dank der ungebrochen hohen Nachfrage der Schwellenländer-Notenbanken und anhaltender Unsicherheit unter Anlegern stehen die Chancen für Wertzuwächse beim Gold für 2026 gut. Nach den vielen Goldpreisrekorden der beiden vergangenen Jahre ist noch immer Aufwärtspotenzial vorhanden, auch wenn die Preisanstiege moderater ausfallen und die Schwankungsbreite nochmal zunehmen dürften.
Grundsätzlich gilt für 2026: Eine breite Diversifikation der Börseninvestments bleibt unverändert zentral für eine auf lange Sicht erfolgversprechende Anlagestrategie. Dabei sollte nicht nur über alle wesentlichen Anlageklassen wie Aktien, Renten, Immobilien und Rohstoffe breit gestreut werden, sondern auch innerhalb der Anlageklassen.

