Nach der Zinswende: Das sollten Anleger bei Anleihen nun beachten

Zinswende | 20. Dezember 2022

Die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen sind im Zuge des Zinserhöhungszyklus zuletzt deutlich gestiegen. Abhängig vom individuellen Risikoprofil und den Anlagezielen könnte sich nun wieder ein Blick auf festverzinsliche Wertpapiere lohnen. Frei von Risiken ist ein Investment in Anleihen aber nicht.

Die Zeiten der Nullzinspolitik sind Geschichte. Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank haben im Laufe des Jahres 2022 aufgrund der ausufernden Inflation – diesseits und jenseits des Atlantiks – die Leitzinsen kräftig angehoben. Vor allem für Anlegerinnen und Anleger, die einen Teil ihrer Ersparnisse in vermeintlich sichere Anleihen investieren möchten, ist das eine erfreuliche Entwicklung. Der Reihe nach.

Nachdem die Inflation schon zum Ende des Jahres 2021 ein erhöhtes Niveau aufgewiesen hat, nahm sie nach dem Einmarsch Russland in die Ukraine richtig Fahrt auf. Während die Teuerungsrate in den USA in der Spitze auf über 9 Prozent anstieg, kratzte die Rate in der Eurozone mit 10,6 Prozent sogar an der 11-Prozent-Marke. Um die Inflation wieder einzufangen, hatten die Notenbanken gar keine andere Wahl, als die Leitzinsen zeitnah und kräftig anzuheben, wobei die US-Notenbank den Zinserhöhungszyklus nicht nur früher startete, sie hob den Schlüsselzins auch kräftiger an als die EZB. Grund ist, dass die europäischen Währungshüter auf die Entwicklungen zahlreicher Staaten achten müssen – und die Gefahr groß war und ist, dass vor allem hochverschuldete und wachstumsschwache Eurostaaten im Zuge zu kräftiger Zinserhöhungen in Schieflage geraten könnten. So erhöhte die Fed den Leitzins in 2022 in insgesamt sechs Schritten von 0 bis 0,25 Prozent auf eine Spanne von 3,75 bis 4,0 Prozent (Stand: 09. Dez. 2022). Die EZB hingegen hob den Leitzins im gleichen Zeitraum von 0 Prozent auf 2,0 Prozent an.

Es gibt wieder Zinsen

Für Bürgerinnen und Bürger, die eine Immobilie finanzieren müssen, ist das keine gute Entwicklung, müssen sie doch nun deutlich höhere Zinsen zahlen. Bei Anlegerinnen und Anleger, die einen Teil ihrer Ersparnisse auf Tagesgeldkonten parken oder in Anleihen investieren möchten, sieht das hingegen anders aus. Grund: Im Fahrwasser der gestiegenen Leitzinsen bieten nun auch wieder Anleihen – abhängig von der Bonität des Emittenten und der Laufzeit der Anleihe – attraktive Renditechancen. So erhalten Anlegerinnen und Anleger, die dem deutschen Staat nun zehn Jahre Geld leihen, eine jährliche Rendite von 2 Prozent – vorausgesetzt, sie halten den Bond bis zur Fälligkeit. Zum Vergleich: Zu Beginn des Jahres 2022 lag die Rendite noch im negativen Bereich. Dies bedeutet: Sparerinnen und Sparer mussten Geld dafür bezahlen, wenn sie dem deutschen Staat ihr Vermögen anvertraut haben.

Wie sollen Anlegerinnen und Anleger nun mit dieser Situation umgehen? Fakt ist: Auch Anleihen sind nicht frei von Risiken. Steigen die Zinsen nun weiter, fahren bereits investierte Anlegerinnen und Anleger mit Anleihen einen Kursverlust ein; die Rendite und die Kurse bewegen sich bei Anleihen systembedingt entgegengesetzt. Halten sie die Anleihe bis zum Laufzeitende, erhalten sie allerdings die aktuell aufweisende Rendite der jeweiligen Anleihe.

Unterschiedliche Strategien für Anlegerinnen und Anleger

Vorsichtige und kurzfristig agierende Anlegerinnen und Anleger sollten zunächst die Zinsentwicklung abwarten. Eine Alternative zu Anleihen könnte ein Tagesgeldkonto sein: Tagesgeldeinlagen bringen jetzt wieder Zinsen, gleichzeitig ist ein Tagesgeldkonto jederzeit kündbar. Die Einlagen sind zudem bis zu einem Betrag von 100.000 Euro vollständig abgesichert. So vermeiden Sparerinnen und Sparer im Falle eines weiteren Zinsanstiegs Kursverluste in ihrem Depot.

Für Neu-Anlegerinnen und -Anleger mit einem mittleren und langen Anlagehorizont kann es sich hingegen schon jetzt lohnen, in Rentenfonds mit einer flexiblen oder breit streuenden Anlagestrategie im Hinblick auf Bonität, Laufzeitstruktur und Zinsbindung zu investieren. Eine Alternative ist ein Einstieg in mehreren Schritten.

Lassen Sie sich gut beraten!

Egal, zu welcher Anlageentscheidung Anlegerinnen und Anleger derzeit tendieren – sie sollten sich auf jeden Fall gut beraten lassen, denn die aktuelle Marktsituation ist für Laien nur schwer zu überblicken. Fest steht: Das Angebot an Rentenfonds ist riesig. Ob Staatsanleihen, Unternehmensanleihen oder offensivere Rentenpapiere – welche Strategie und welcher Fonds die Anlageziele, Risikobereitschaft und den Anlagehorizont des Anlegers erfüllt, kann nur in einer individuellen Beratung ermittelt werden. Hierfür stehen Ihnen die Beraterinnen und Berater der LAUREUS AG gerne mit Ihrer Expertise und langjährigen Erfahrung zur Seite.


Experte / Autor des Artikels:

Uwe Hölscher

Vermögensberater
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