Der Weg zur passenden Geldanlage für Stiftungsvermögen

Stiftungsvermögen | 29. Juni 2022

Institutionelle Investoren wie etwa Stiftungen stehen aufgrund strenger Regularien vor einer großen Herausforderung bei der Geldanlage. Doch es gibt Mittel und Wege, wie auch Stiftungsmanager in Zeiten niedriger Zinsen das Vermögen im Einklang von Sicherheit und Wirtschaftlichkeit sinnvoll anlegen können.

Bereits seit März 2016 verharrt der europäische Schlüsselzins auf dem Rekordtief von 0 Prozent. Und der Einlagenzins weist mit -0,5 Prozent sogar ein negatives Niveau auf. Dies bedeutet: Banken, die bei der EZB Einlagen parken, müssen draufzahlen, sie machen also ein Minusgeschäft.

Wegen der hohen Inflation stehen die Notenbanken weltweit nun jedoch unter Druck, ihre lockere Geldpolitik zu straffen. Während beispielsweise die US-amerikanische Notenbank Fed Mitte Juni bereits zum dritten Mal in Folge den Leitzins angehoben hat – und zwar sogar um 75 Basispunkte auf die Spanne von nun 1,50 bis 1,75 Prozent –, sieht sich die die Europäische Zentralbank (EZB) unter dem Druck der anhaltend hohen Inflationsrate unter Zugzwang. Nach langem Zögern hat sie zuletzt beschlossen, die milliardenschweren Anleihezukäufe zum 1. Juli zu beenden. Bei der nächsten regulären Sitzung des EZB-Rates am 21. Juli will die EZB die Leitzinsen erstmals seit elf Jahren wieder erhöhen, zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Im September dürften Europas Währungshüter dann nachlegen - bei anhaltend hoher Inflation sogar stärker als im Juli. Trotz dieser Entwicklung dürften Zinsanlagen noch längere Zeit auf niedrigem Niveau bleiben und können die Inflationsrate nicht ausgleichen.

Vor allem institutionelle Investoren, deren Anlagemöglichkeiten aufgrund strenger Regularien begrenzt sind stehen vor einer großen Herausforderung. So dürfen etwa Lebensversicherer, Pensionskassen und Stiftungen die verwaltenden Gelder nicht komplett am Aktienmarkt investieren, der aufgrund der Niedrigzinsphase über viele Jahre profitierte. Stattdessen sind die institutionellen Anleger verpflichtet, in einem gewissen Umfang sichere und klassische Anlagerformen wie etwa Bundesanleihen zu erwerben. Das Problem: Genau solche Assets sind die großen Verlierer der extrem expansiven Geldpolitik. So rentierten Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren in den vergangenen Monaten sogar im negativen Bereich.

Das Sicherheits-Rendite-Dilemma von Stiftungen

Zwar ist die Rendite sicherer Anlagen aufgrund der anhaltenden Debatte um die Geldpolitik zuletzt wieder gestiegen, doch bieten Tages- und Festgelder sowie Anleihen mit hoher Bonität – beispielsweise deutsche Staatsanleihen – aktuell nur sehr geringe Renditen. So rentierten zehnjährige Bundesanleihen im Mai 2022 durchschnittlich mit etwa 1 Prozent. Die reale Rendite – also nach Abzug der Inflation – liegt hingegen nach wie vor deutlich im negativen Bereich. Wer also unter den derzeitigen Umständen versucht, positive Erträge zu erzielen, ohne Risiken einzugehen, erreicht genau das Gegenteil: Er erwirtschaftet Renditen unterhalb der Inflationsschwelle.

Besonders Stiftungen bringt das in ein Dilemma, droht damit einhergehend doch ein Abschmelzen des Stiftungskapitals. Grund: Stiftungsgelder sind nach den Regeln einer sicheren und wirtschaftlichen Vermögensverwaltung anzulegen, wobei die Satzungen vorgeben, welche konkreten Anlagemöglichkeiten bestehen.

Dennoch ist nicht immer eine konkrete Anlagerichtlinie festgelegt, was vor der Gestaltung eines Anlagekonzeptes unbedingt nachzuholen ist. Die Richtlinien sollten neben der grundsätzlichen Vorgehensweise auch Vorgaben, wie die Verpflichtung zur Diversifikation beinhalten. Ein gut gemischtes und breit gestreutes Portfolio zu konstruieren, sollte das Ziel sein.

Bevor die Stiftungsmanager ihre Anlageentscheidung treffen, müssen sie daher anhand der Anlagerichtlinien der Stiftung die Kriterien für Investments genauestens studieren: Was konkret heißt für die Stiftung „Kapitalerhalt“? Welche ausschüttungsfähige Rendite wird erwartet? Welche Risiken können eingegangen, welche Verluste getragen werden? Sollen ethische, ökologische und soziale Aspekte in die Anlagepolitik aufgenommen werden? In welche Anlageklassen darf investiert werden und wie hoch sind die Maximalquoten für die jeweilige Anlageklasse? Auf Grundlage dieser und weiterer Kriterien erfolgt eine Strategie für eine zielgerichtete, strukturierte und nachvollziehbare Vermögensanlage.

Stiftungen und risikobehaftete Anlagen schließen sich nicht grundsätzlich aus

Der Anlagespielraum der Stiftungsmanager ist zwar begrenzt. Dies bedeutet nun aber nicht, dass das Stiftungsvermögen ausschließlich in Anleihen bester Bonität investiert oder auf einem Festgeldkonto angelegt werden muss. Laut dem Vermögenserhaltungsgrundsatz müssen Stiftungen ihr Vermögen im Einklang von Sicherheit und Wirtschaftlichkeit anlegen. Heißt: Auf der einen Seite ist eines ihrer Kernziele, das Stifterkapital zu erhalten. Auf der anderen Seite steht jedoch Vermögensaufbau, also das Mehren des Stiftungsvermögens. Aus diesem Sicherheits-Rendite-Dilemma können sich viele Stiftungsmanager nur mit Hilfe professioneller Unterstützung und einem individuell angepassten Anlagekonzept befreien.

Globale Diversifikation ist das A und O

Fakt ist: Stiftungen haben einen langfristigen Anlagehorizont. Damit einher geht auch, dass in gewissem Umfang Risiken eingegangen werden können. Wichtig ist jedoch, diese Risiken möglichst breit zu streuen – die Portfolios sollten also global aufgestellt und mit einem Mix aus verschiedenen Anlageklassen bestückt sein. Die Stiftungsmanager können auf diese Weise auch in Aktien, Aktienfonds, Mittelstandsanleihen, Rentenanlagen aus Schwellenländern, Immobilienanlagen, Rohstoffe oder sogar alternative Anlageformen investieren. Entscheidend ist jedoch, dass das Verhältnis zwischen Finanzinstrumenten mit höherem Risiko und risikoärmeren Anlageprodukten stimmt.

Zu empfehlen sind für Stiftungen vor allem Anlageformen, die eine regelmäßige Ausschüttung bieten – beispielsweise dividendenstarke Aktien. Die Ausschüttungen dienen einerseits der Erfüllung des Stiftungszwecks, andererseits haben dividendenstarke Aktienwerte in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auf lange Sicht nicht nur schwankungsärmer sind als andere Aktien, sondern auch häufig eine höhere Rendite erzielen.

Damit Stiftungsmanager auch angesichts kurzfristiger Marktänderungen das Stiftungsvermögen stabil halten können, sollten sie ihr Anlageportfolio so einrichten, dass es jederzeit flexibel angepasst werden kann. Doch Vorsicht: gerade Investitionen in Anlagen mit einem gewissen Risiko erfordern ein hohes Maß an Expertise. Als eine attraktive Option bieten sich daher Fondsanlagen an. Dabei haben Stiftungsmanager die Wahl zwischen klassischen Mischfonds sowie ausschüttenden Anleihe- und Aktienfonds – am besten ist eine Kombination aus verschiedenen Anlageklassen. Alternativ gibt es am Markt speziell Stiftungsfonds, die für die Anlage von Stiftungsgeldern konzipiert wurden und der Stiftungsmanager zwischen einer chancenorientierten, defensiven Variante oder ein Mix aus beiden wählen kann.

Nachhaltige Geldanlage gewinnt an Bedeutung

Grundsätzlich soll die die Erwirtschaftung von Stiftungsmitteln im Einklang mit dem Stiftungszweck und damit mit dem Willen des Stifters stehen. Neben Fragen zu Renditechancen und Risiken spielt auch das Thema Nachhaltigkeit zunehmend eine Rolle bei der Vermögensverwaltung. Entsprechende Strategien reichen vom Ausschluss bestimmter Anlageklassen oder Wertpapieremittenten bis hin zur Auswahl von Assets auf Basis von Positivkriterien und nach dem Best-in-Class-Prinzip. Die Frage nach den Auswirkungen nachhaltiger Geldanlage auf Ertrag und Risiken bleibt jedoch weiterhin relevant. Auch hier müssen die unterschiedlichen möglichen Anlagestrategien sorgfältig geprüft werden.

Im Zuge des Nachhhaltigkeitstrends bei der Vermögensanlage kommen auch in Deutschland immer mehr sogenannte „Impact Investing“ Fonds auf den Markt. Diese wirkungsbezogene „Tu Gutes und verdiene damit Geld“-Investmentform gewinnt gerade auch bei Stiftungen an Bedeutung. Die Expertinnen und Experten der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ stehen gerne beratend zur Seite. Gemeinsam mit den Stiftungsvertretern machen sie die Anlagemöglichkeiten ausfindig, welche zu den ethischen, moralischen und ökologischen Wertvorstellungen der Stiftung passen.

Eine laufende Beratung ist gefragter denn je

Die Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten ändern sich laufend. Gerade bei der Verwaltung von Stiftungsvermögen kommt es darauf an, kurzfristig auf etwaige Schwankungen zu reagieren. Nur so können Stiftungsmanager dem Vermögenserhaltungsgrundsatz langfristig und bestmöglich entsprechen. Der Stiftungsberater muss genauestens prüfen, inwieweit die Anlagen für die Stiftung geeignet sind und die Entscheider über die Funktionsweise der Anlagen, deren Kosten, Chancen und vor allem Risiken umfassend aufklären. Stiftungsvorstände müssen ihre Anlagerichtlinien den aktuellen Marktgegebenheiten anpassen, sollten aber auch stets nur Anlageformen wählen, die sie selbst nachvollziehen und verstehen können.

In einer Zeit, in der die Marktteilnehmer digital gut vernetzt sind und Informationen sich schnell verbreiten, ist eine laufende Beratung mehr denn je gefragt. Die Beraterinnen und Berater der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ unterstützen bei der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten – unter Berücksichtigung der jeweiligen Stiftungsvorgaben. Auf diese Weise können auch Stiftungen risikobehaftete Anlagen bei der Vermögensstrukturierung mit einbeziehen. Denn Risiken einzugehen, bedeutet zugleich eine Chance: Mit einem breiten Anlagemix lassen sich auch in der Niedrigzinsphase ausschüttungsfähige Erträge generieren.


Experte / Autor des Artikels:

Peter Deußen

Vermögensberater
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